Codex of Flame and Fury
codex of flame and fury
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Charakterliste
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gespielt von alice
21 Jahre
Reiterin
Du bist wie eine Katze — landest immer auf den Pfoten.
Mit Krallen und Zähnen kennst du dich auch aus. Du ziehst an Haaren, du kratzt und du beißt, wenn du musst (oder willst). Deine Finger sind so flink, dass du damit früher nicht nur Brote klauen konntest, auch Münzen im Vorbeigehen aus Taschen irgendwelcher Herren, die definitiv mehr Glück in der Lebenslotterie gehabt haben, als du. Dass du deinen Vater nie kennengelernt hast, ist eine Sache, nennen wir’s: Pech (oder Glück?!). Dass deiner Mutter die Mittel gefehlt haben, ihren Kindern ‘ne warme Mahlzeit auf den Tisch zu stellen, ist doppelt Pech. Hast früh gelernt dich durchzuschlagen. Ellenbogen raus. Du bist nicht leise, du bist laut — außer dann, wenn du schnell wie der Wind durch die enge Gasse rennst, Herzschlag bis zum Hals, hier abbiegst und da über eine Mauer springst, nein, fliegst und du liebst das Gefühl. Ob du auch Drachenreiterin geworden wärst, wenn du’s nicht gemusst hättest? (Ja. Nein. Vielleicht.) Hast nie die Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Kein Platz für Träume zwischen aufgeschürften Knien und blauen Flecken, zwischen: wer spuckt am weitesten und wer lacht am hässlichsten. Dir fehlen lange Zeit gute Vorbilder, auch wenn du’s nicht zugeben willst. Dir fehlt die strenge Hand des Vaters (oder eines anderen Mannes), denken Nachbarn und du denkst: fick dich und zeigst deinen Mittelfinger. Du lässt dir deine Welt nicht erklären, lässt dir die Butter nicht vom Brot nehmen, bist Straßenköter wenn es darum geht, deine Meinung durchzusetzen.
Du bist ein Wildfang, nur fangen lässt du dich nicht.

Hätte alles besser werden können.
Erst die Exekution. Dann die neue Familie. Ein anderes Umfeld, eine andere Stadt, eine Mutter, die wirklich da ist, ein Vater, der gutes Geld nach Hause bringt (und manchmal greifst du einfach zu und niemand merkt’s — weil sie nicht damit rechnen oder weil sie die Münzen nicht vermissen, ist dir scheiß egal).
Aber nichts wird besser. Du bist wütend und traurig und allein und du wirst noch lauter, schleichst dich heimlich weg, nachts, tags, immer dann wenn man dich zwei Minuten aus den Augen lässt, dann bist du weg. Dich kann man nicht einsperren, du findest immer einen Weg. Bist lieber überall, nur nicht da, wo man dir Worte in den Mund legt, die nicht deine sind und dich in Kleider steckt, die dir nicht passen wollen. Du schlägst deiner „neuen Schwester“ ‘nen Zahn aus, weil sie schlecht über deine tote Mutter spricht. Du klaust eine goldene Uhr auf einem vollen Marktplatz und wirst zum ersten Mal erwischt. Tränendrüse rettet dich. Du bist froh, als du da weg kannst und du bist traurig (schon wieder), weil’s heißt, dass du Calanthe erstmal nicht mehr siehst. Der einzige Mensch, der dir (noch wirklich) wichtig ist.

Das Gute an Basgiath?! Du musst nicht mehr um deine warme Mahlzeit kämpfen. Das Schlechte?! Überall sind Männer, die denken, sie müssen dir die Welt erklären. Das findest du ä t z e n d und zum k o t z en . Aber du findest auch die Freundinnen, mit denen man das aushalten kann — und wenn du heut noch klaust, dann entweder Messer auf der Matte oder einfach nur zum Spaß oder den Süßkram anderer, weil’s sich mit Schokolade eben am besten lästern lässt.
25 Ingameposts | 21.04.2025, 13:31
Basgiath War College
gespielt von Lini
40 Jahre
Reiter
Wenn man den Beginn deines Lebens betrachtet, hätte man wohl nie geglaubt, dass du auch nur annähernd so weit kommen würdest, wie du es bis jetzt geschafft hast. Deine Mutter war eine Frau die sich immer nur an den nächsten Mann hing, um irgendwie über die Runden zu kommen und es war wohl kaum verwunderlich, dass dabei auch Kinder entstanden. Neben dir gibt es noch deinen älteren Halbbruder Jacoby, der wohl der Einzige war, der sich wirklich um dein Wohlbefinden gekümmert hat. Dein leiblicher Vater war ein Reiter, der sich mit deiner Mutter ein paar Mal vergnügt hatte und der auch von dir wusste. Ein wenig finanziell hatte er deine Mutter unterstützt, mehr aber auch nicht. Somit hast du die ersten fünfzehn Jahre deines Lebens mit deiner Mutter und deinem Halbbruder verbracht, wobei du dich immer an deinem Bruder orientiert hast. Er war für dich dein sicherer Hafen dem du gefolgt bist und bei dem du dich wohl gefühlt hast.

Nach fünfzehn Jahren war deinem Vater eingefallen, dass er ja noch ein Kind hatte. Neben deinem großen Halbbruder hast du noch zwei jüngere Halbschwestern väterlicherseits. Für deinen Vater war klar, dass du ein Reiter werden würdest, für dich eigentlich nicht so. Es war nicht dein Traum von klein auf eines Tages Drachenreiter zu werden, da du auch gar nicht die Voraussetzungen hattest so ganz ohne Training, Vorbereitung oder dergleichen. Somit hattest du dich eigentlich in Gedanken dem Quadranten der Infanterie angeschlossen, aber dein Vater hatte andere Pläne. Da deine Mutter immer weniger dazu in der Lage war euch zu versorgen, hatte dein Vater dich zu sich genommen, um dich zu formen und dich auf den Reiterquadranten vorzubereiten. Mit aller Härte und Strenge die er aufbringen konnte. Du warst kein Kind für ihn, du warst ein Lehmklumpen den er zu einem Soldaten ausbildete und das mit aller Macht die ihm zur Verfügung stand. Fünf Jahre wurdest du von deinem Vater trainiert und auf den Reiterquadranten vorbereitet. Fünf Jahre in denen du deine Kindheit hinter dir lassen und erwachsen werden musstest, ob du wolltest oder nicht. Doch die fünf Jahre haben dich geprägt, haben dich stärker gemacht und dafür gesorgt, dass du sogar glaubtest, dass du es schaffen könntest. Dass du bereit warst, stark genug ein Reiter zu werden und deinen Vater stolz zu machen. Außerdem warst du gespannt darauf, ob dein Bruder, der ein Jahr vor dir in den Reiterquadranten eingetreten war, noch am Leben war und sogar einen Drachen hatte.

Sehr zu deiner Freude lebte dein Bruder noch und hatte einen Drachen gebunden. Dein Bruder schien ebenso froh zu sein, dass du noch am Leben warst und den Viadukt überquert hattest. Anfangs schien er aber nicht aus der Rolle des großen Bruders zu kommen und öfters dafür zu sorgen, dass du nicht ernst genommen wurdest, weil er sich immer vor dich stellte. Du hattest ihm mehrmals verbal und schließlich auch nicht mehr verbal deutlich gemacht, dass du deinen eigenen Weg gehen musstest, um ernst genommen zu werden, um als Reiter Erfolg zu haben. Irgendwann sah dein Bruder es ein und ihr wart auf Augenhöhe. Eine ganze Weile, bis du dich weiter entwickelt hast und immer weiter voran gekommen bist durch deine Qualitäten. Du warst dafür gemacht zu führen und genau deshalb warst du auch als Junior Staffel- und als Senior Schwarmführer. Deine Siegelkraft machte dir etwas Probleme am Anfang, genauso wie dein Drache, der alles andere als freundlich oder erheiternd war. Aber mit der Zeit hast du gelernt mit beidem umzugehen und daran zu wachsen.

Du wurdest zu einem exzellenten Reiter und Soldaten. Hast Befehle befolgt und dich bewiesen. Immer und immer wieder. Du hast eine Frau gefunden und ihr habt einen Sohn bekommen. Was warst du stolz auf deinen Nachwuchs und dir war klar, du würdest ihn eines Tages vorbereiten. Nicht zwingend darauf ein Reiter zu sein und auch nicht mit den Methoden die dein Vater benutzt hat - aber du würdest ihn vorbereiten sich durchzusetzen und stark zu sein. Doch so weit sollte es nicht kommen. Deine Familie wurde dir entrissen, auf grausame Art und Weise. Du kamst zu spät um sie zu retten und ihr Verlust hat eine tiefe Kerbe in deinem Herzen hinterlassen. Noch heute trägst du die Kette deiner Frau bei dir, sowie den kleinen Drachen aus Holz den du für deinen Sohn geschnitzt hattest. Erinnerungen die schwerer wiegen als ein Drache. Erinnerungen die dich in ein tiefes Loch gerissen haben, welches du emotional nie verlassen hast. Aber du hast weiter funktioniert. Als Reiter, als Soldat. Nach einem verheerenden Angriff und der Zerstörung des Außenpostens wurdest du nach Keldavi versetzt und befördert, bekamst die Staffelführung. Stolz machte sich in dir breit, gleichzeitig gab es neben deinem Bruder und deiner Mutter niemanden mehr groß, mit dem du das teilen konntest. Doch lange solltest du nicht in Keldavi sein, ehe der nächste Schlag dich zu Boden riss - im wahrsten Sinne des Wortes. Von einem Greifenschwarm - eigentlich eine Beleidigung. Du bist gestürzt, von deinem Drachen. Du hast gesehen, wie dein Drache schlingerte und zu Boden ging. Doch ihr habt überlebt. Schwer verletzt und nicht wissend, ob man euch durch bringt, aber es gelang. Ein Heilmacher rettete euch vor dem sicheren Tod. Doch die Narben am Körper und der Seele waren erneut tief. Ihr habt euch erholt, seid an euren alten Stützpunkt in Chakir zurück gekehrt und habt euch erneut hoch gekämpft. Ihr beide. Ein Team. Unzertrennlich. Selbst nicht durch ein Greifenschwarm. Eine Ehre war es für dich, als du schließlich zur Schwarmführung befördert wurdest, nachdem du dich erneut bewiesen hast. Gezeigt hast, dass du bereit bist bis zum Letzten zu kämpfen, für dein Königreich. Denn so arg viel mehr war dir nicht mehr geblieben. Du machst weiter. Jeden Tag. Mittlerweile ist das Lächeln auf deinen Zügen längst erstorben. Deine ganze Haltung distanziert, kalt und dennoch bist du für andere da, wenn es drauf ankommt. Besonders für deine Staffel, deinen Schwarm, deinen Bruder und, auch wenn es oftmals nicht so wirkt, deine Mutter. Trotz allem ist sie ja dennoch deine Mutter und hat ihr Möglichstes getan, was leider nicht viel war.
16 Ingameposts | 17.05.2025, 20:15
Militär Navarre
gespielt von Miri
24 Jahre
Reiter
Du hast eine Kramschublade.
Da, hinter deiner Stirn. Was Mama ihr Nähkästchen nennt, das ist dein Kopf, oder eher dein Brustkorb? Jedes Gefühl, jeder Gedanke, jeder Eindruck und jeder Impuls, alles geht immer erstmal in die Kramschublade. Hinter deiner Stirn stapeln sich Erinnerungen und Momente in denen du immer was sagen, machen, sein wolltest, aber meistens nur eins gemacht hast: geschwiegen. Geschwiegen und das Erlebte gut verstaut. Luftdicht, kugelsicher, da wo’s niemand erreichen kann, da wo’s nicht weh tut. In der Theorie. So eine Schublade ist praktisch, wenn man dazu neigt über alles zehntausend Mal nachzudenken, aber nie drüber zu sprechen. Im Gegensatz zum Nähkästchen deiner Mutter, kommt man an das Fach hinter deiner Stirn nämlich wirklich schwer ran.

Es brauch meistens mehr.
Mehr von allem um die eine Reaktion zu entlocken. Menschen müssen dir wirklich nah sein, wirklich wichtig, oder — dir wirklich auf den Sack gehen. Mit Wut ist es leichter, weil’s sich freier anfühlt. Unverbindlicher. Fragst dich manchmal, wann genau aus dir der Mensch geworden ist, der lieber drei hässliche als eine schöne Sache betont. Warum du dich versteckst hinter Dingen, die dich aufregen oder über die du mit den Augen rollen kannst.

Früher war’s so tun als sei man für alles zu cool. Rin ist zu cool um hier und da mitzumachen, Rin ist zu cool um sich darum zu kümmern was andere über ihn denken, Rin ist zu cool um Hilfe anzunehmen, der schafft das schon allein. Was genau? Alles, irgendwie. Hast zwischen dir und der Welt 'ne menge Abstand aufgebaut, Distanz. Ist leicht, wenn einem alles so egal ist — selbst wenn einem eigentlich gar nichts egal ist.
Problem ist: du bist nicht mehr fünfzehn und mit dem Kopf durch die Wand. Sondern du bist jetzt Mitte Zwanzig und hast keine Ahnung, wie du aus deiner eigenen Haut kommst. An die Schublade ran und — raus mit dem Scheiß, alles ausmisten. Rin ist jetzt nicht mehr zu cool für irgendwas, der ist zu stolz um nach Hilfe zu fragen, Rin hat zu viel Angst davor was die anderen über ihn denken, Rin hat zu oft Nein gesagt um noch irgendwo gefragt zu werden, ob er mit kann, dabei sein kann.

Und es fühlt sich gar nicht cool an.
Es fühlt sich scheiß einsam an.

Aber um daran was zu ändern, müsstest du wissen wie man aus seiner eigenen Haut kommt. Weniger Abstand, weniger Schweigen, weniger Augenrollen, vielleicht ein klein bisschen weniger: egal. Und vielleicht endlich mal ehrlich sein. Ein bisschen mehr, oder wie war das?
4 Ingameposts | 28.09.2025, 08:17
Militär Navarre
gespielt von alice
22 Jahre
Reiter
Du solltest das Feuer fürchten.
Erst geht deine Heimat in Flammen auf. Dann deine Eltern; und mit ihnen alles, woran du dein Leben lang geglaubt hast. Auf den Schmerz folgt Traurigkeit, folgt Wut, folgt Sorge um deine Geschwister — du tobst drei Tage lang, am Vierten wachst du auf, schüttelst deinen verbissenen Trotz wie Staub von den Schultern und lächelst in die Gesichter der Menschen, die dich aufgenommen haben. Oh, du bist dankbar, so unsagbar dankbar (nicht). Für alles (eher für nix). Für jedes Training (dafür wirklich), für gemeinsame Ausflüge (ätzend), für alle sitzen jeden Abend zusammen und spielen Karten (du hasst das), für die Extra-Einheiten Geschichtsunterricht, die nur du bekommst, weil sie deinen Kopf geradebiegen möchten (du bist zu stur dafür), für Gesichter, die du kennenlernst, alles königstreue Menschen (alle dumm, alles Verräter, alles Lügner (so wie du)), für einen Garten voll mit Blumen (manchmal pisst du ins Rosenbeet), für eine Kerze auf deinem Geburtstagskuchen, weil’s der erste Geburtstag in einem neuen, besseren Leben ist (du pustet sie aus und wünscht dir, dass sie am Kuchenstück verrecken).
Ooh, und du bist wirklich so unfassbar dankbar — für deine Eltern, die der Wahrheit ins Auge gesehen und dir deinen Blick dafür geöffnet haben.
Für alles andere?!

An dem Tag, als du mit federleichtem Gepäck über den Viadukt läufst, lässt du diesen erzwungenen Teil deiner Geschichte hinter dir. Dein Lächeln zum Abschied ist gespielt. Dein „bald sehen wir uns wieder“ klingt wie der Wunsch eines Jungen, der bekehrt wurde, jetzt glücklich ist; es klingt nicht nach der Drohung, die du damit wirklich meinst: wenn wir uns wiedersehen, brenn ich erst euren Garten nieder, dann euer Haus, dann euch und mit euch alles, woran ich keinen Augenblick geglaubt hab.

Du kannst das gut: so tun als ob. Du lügst. Du passt dich an, weil du’s musstest und weil du am Leben hängst, weil du eben nicht aufgehört hast an das zu glauben, was deine Eltern dich von Kindestagen an haben glauben lassen wollen.
Die ersten Wochen im Quadranten waren hart, kein Wunder, dass du lieber unter, na, deinesgleichen bist, da, wo du Freunde (wieder)gefunden hast, ein paar wenige Menschen, die sich dein sparsames Vertrauen geangelt haben, einer, der dein Herz hält. Dass unter deiner Haut und hinter deiner Stirn Rache tiefe Löcher frisst, das sieht man dir nicht an. Ja, du kannst die Ellenbogen und wenn’s sein muss auch die Fäuste zeigen, aber du lachst auch gern, du bist charmant, mit dir kann man Spaß haben, du hilfst den gezeichneten Rookies auf der Matte und im Training, denn darin bist du gut. Außerhalb vom Sparring versuchst du dich zurück zu halten, du kannst schweigen, wenn du willst, sonst hast du ein lockeres, loses Mundwerk, trägst dein Herz auf der Zunge, aber die Zunge, die ist scharf und deine Zähne sind das auch. Du beißt, passt man nicht auf. Und, ooh, du siehst verdammt gut aus, das weißt du, dafür müsst du nicht tun als ob.
Und apropos, so tun als ob: dein Drache kann das auch. Was genau das heißt?
Mhm.
96 Ingameposts | 02.04.2025, 19:37
Basgiath War College
gespielt von Josi
41 Jahre
Reiter
„Jacoby... Mercer“... Verwirrung zeichnete den Blick zweier Männer. Der eine war beim ersten Wort sichtlich irritiert, der andere bei der Aussprache des zweiten kurz ins Stocken geraten. Bei Mercy dauerte es nur einen Sekundenbruchteil, weil er schließlich prinzipiell schon wusste, dass das nun einmal sein Vorname war, auch wenn er ihn seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte. Einfach niemand nannte ihn so, nicht einmal mehr seine eigene Mutter, so selten er auch mit ihr zu tun haben mochte. Er stellte sich nicht damit vor, wenn er jemanden kennen lernte, außer man fragte ihn explizit danach und er fühlte sich jedes bescheidene Mal nur begrenzt angesprochen, aber es war sein fucking Vorname. Der letzte Mensch, der ihn regelmäßig verwendet hatte, war sein Vater gewesen und genau an diesem Aspekt, hing vermutlich der andere Mann gedanklich, der kurz in seiner Akte blätterte und das Blatt mit persönlichen Daten kritisch musterte. Irgendwo darin würde stehen, dass er der Sohn des Herzog von Luceras war und die Tatsache, dass er ganz offensichtlich nicht den Nachnamen Terrell trug, reichte wohl aus um ihn als Bastard zu brandmarken. Tja. Sein Vater war tot, spielte also nicht mehr wirklich eine Rolle. Seine Stiefmutter würde seine Existenz sicher am liebsten vergessen, außer er war ihr gerade nützlich. Die spielte also auch nicht wirklich eine Rolle, aber da waren seine Schwestern und die waren wichtig. Das Wörtchen halb hatte für Mercy keinerlei Bedeutung, außer vielleicht bei dem Jüngsten, dem Halbbruder zu dem das Verhältnis nicht ganz so eng war, aber wenn man mal ehrlich war und das war er generell eher zu oft als zu selten, hatten sie auch nichts gemeinsam. Anders sah es da bei der Familie mütterlicherseits aus, ebenfalls ein Halbbruder, ebenfalls jünger als er selbst. Familienstand? Mercy zog eine Augenbraue hoch, ein ganz kleines bisschen genervt. Ledig, nannte man das wohl offiziell, auch wenn es in seiner Vergangenheit jemanden gegeben hatte. Nur hatte das wirklich nicht funktioniert und noch heute ließ man ihn mit ihr besser nicht allzu lange in einem Raum allein. Vielleicht gab es sonst Tote, oder sie hatten mal wieder Sex. Kinder? Ein Sohn, von dem er schon immer gewusst hatte aus eben jener verkorksten Beziehung und dann das, was einem bei seinem Lebensstil in der Vergangenheit vielleicht nicht wirklich überraschte. Eine Tochter, von der er erst kürzlich erfahren hatte. Eine Tochter, die er sich nun bemühte kennen zu lernen. Und weiter? Mercy mochte es mal so ausdrücken: bisher hatte sich sonst noch niemand bei ihm mit der Behauptung gemeldet, er wäre noch mal Vater. Mit seinen 41 Jahren war er immerhin auch noch nicht raus aus diesem Spiel, auch wenn Familiengründung nicht unbedingt in sein aktuelles Lebensmodell zu passen schien, die Gefahr zu sterben war zu präsent, beinahe jeden Tag. Als Reiter in einer Staffel, die manchmal nur halb im Spaß Selbstmordkommando genannt wurde, war ja nicht unbedingt gesagt, dass er mal ein alter Mann wurde. Die Vorstellung war für Mercy aber auch selbst eher unvorstellbar, alt sein, eingeschränkt in Stärke und Beweglichkeit, hilfsbedürftig vielleicht sogar. Für den eigenständigen, selbstbewussten Mann war das kein erstrebenswertes Ziel. Dann lieber der Tod, vielleicht ruhmreich. Er hatte eh schon mehr erreicht, als er in seiner Jugend mal erwartet hatte. Verdammt viel mehr. Er war höher gekommen, als in den dreckigen Straßen von Blenanchor, gewagt hatte zu hoffen. Bis auf den Rücken eines Drachen und über die Wolken. Gleichsam hatte er weniger zu Verlieren als Menschen aus intakteren Sozialgefügen, weil die Welt sich auch ohne ihn weiter drehte, die Menschen die ihm am Herzen lagen, ohne ihn Leben, vor allem Überleben konnten. Nicht unbedingt wichtig zu sein war manchmal auch ein Vorteil, als Soldat, als jemand für den der Kampf zählte, manchmal mehr als der Sieg und das ihm das Überleben anderer manchmal wichtiger war, als das eigene, grenzte vielleicht ein bisschen an Wahnsinn, aber es waren schon immer eher Menschen gewesen, mehr als Dinge, für die er lebte.
61 Ingameposts | 09.02.2025, 14:22
Militär Navarre
gespielt von Keks
52 Jahre
Flieger
Viele fragen sich im Laufe ihres Lebens das eine oder andere Mal, wer sie eigentlich sind. Manchmal sind es kurze Momente, in denen diese Frage aufkommt, ein kurzer Zweifel an sich selbst und eigentlich weiß man die Antwort doch ganz genau. Dann gibt es jene, die nie eine Antwort auf diese Frage finden. Nicht für sich selbst und noch viel weniger für andere.
Sie fragen sich, wer sie sind, wer sie hätten sein können. Wurden sie, wer sie eigentlich hatten sein wollen?
Natürlich hatte auch Ark sich diese Frage gestellt. Damals, als er noch ein Junge gewesen war, als er älter wurde. Und irgendwann hörte er auf sich diese Frage zu stellen.
Ark weiß wer er ist. Wurde er, wovon er als Kind geträumt hatte? Nicht unbedingt. Als Kind träumte er davon ein Handwerker zu werden und Dinge mit seinen eigenen Händen zu erschaffen und er erwies sich als fähig und talentiert darin.
Er ist ein großer Bruder, ein Sohn, ein Onkel, ein bester Freund. Er ist ein Soldat.
Ark stellt sich nicht mehr die Frage, wer er eigentlich ist, ob er wurde, wer er sein wollte. Er ist, wer er geworden ist.
Früher sagten sie, dass der Junge so viele Flausen im Kopf hat, er würde doch nie wirklich erwachsen werden. Aus Spaß gesprochene Worte, die heute wohl keiner mehr so äußern würde. Ganz gleich, dass Ark weiß, dass er in den Augen seiner Eltern immer eines sein würde: Ihr Kind. Manchmal kommt es ihm heute noch so vor, dass sie in ihm einen kleinen Jungen sehen und nicht den erwachsenen Mann, der er geworden ist.
Die Briefe seiner Mutter haben oft die gleichen Fragen: Hast du genug gegessen? Achtest du auch auf dich? Bist du auch warm genug angezogen? Es ist die Sorge einer Mutter, die er in ihren Briefen liest. Es hat sich nie geändert und es wird für sie nie eine Rolle spielen, dass ihr Sohn die 50 längst erreicht hat. Ihm ist bewusst, dass es irgendwann keine Briefe dieser Art mehr geben wird. Irgendwann wird es enden. Die liebevoll gestalteten Briefe, ihre Sorge um ihre Kinder.
Familie ist für Ark so unendlich wichtig. Ganz gleich, dass es immer Dinge gab in denen sie sich nicht einig waren. Ganz gleich, dass sie sich stritten und es auch mal lauter im Hause wurde. Am Ende des Tages waren sie alle genau das: Eine Familie.
Ark wuchs in einem liebevollen Haushalt auf und bis heute sagt er ehrlich, dass er alle seine positiven Eigenschaften von seinen Eltern gelernt hat. Denn sie ließen ihn werden, wer er war. Nie übten sie Druck aus oder äußerten ein Verlangen nach einem Beruf, den er zu erlernen hatte. Keine Erwartungen, dass es seine Aufgabe als Erstgeborener wäre, das Familiengeschäft zu übernehmen und in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Ark bekam wohl die wundervollsten Dinge von seinen Eltern, die Eltern ihrem Kind geben können: Wurzeln, die ihm immer die Gewissheit gaben, dass es einen Ort gibt, der ein Zuhause für ihn ist und an dem er immer willkommen ist. Und gleichzeitig gaben sie ihm Flügel, um zu fliegen und alle Ziele zu erreichen, die er erreichen wollte.
Es gab keinen Groll darüber, dass er sich gegen das Handwerk entschied. Dass er nicht in die Fußstapfen seines Vaters trat. Sie waren stolz, als er sich mit tatsächlichen Flügeln in die Luft erhob und auf dem Rücken seines Greifes die Welt von oben sah. Nicht, weil sie eine besonders kriegswütige Familie gewesen wären, sondern weil sie Stolz darauf empfanden, dass ihr Sohn einen selbstgewählten Weg gefunden hatte.
Es spielte keine Rolle, dass sie keinen Krieger in ihrem Sohn sahen. Solange er diesen in sich selbst sah, waren sie glücklich und stolz. Und auch von Angst erfüllt, dass sein Leben enden würde. Viel zu früh und er die Welt vor ihnen verlassen würde.
Doch Ark wurde zu diesem Krieger. Zu einem der lebt. Zu einem, der seinen Platz irgendwo im Krieg und in der Politik gefunden hat. Die von seinem Greifen geschenkte Gabe passte sehr gut zu dem jungen Mann, dem es immer schon leicht gefallen ist, ein Gespür für die Emotionen seines Gegenübers zu finden.
Sie wurde durch seine Gabe für ihn sichtbar und hilfreich. Er selbst wurde nie der Politiker, sondern der Unterstützer seines besten Freundes. Nero ist der Politiker und Ark sein Unterstützer. Würden andere Neid empfinden wenn sie zusehen, wie der beste Freund eine Karriereleiter erklimmt und eine Rolle einnimmt, die einem selbst vielleicht auch hätte gehören können? Gewiss. Aber nicht Ark. Es scheint grundsätzlich, als wäre Neid ein vollkommen fremdes Gefühl für ihn. Er nahm wie selbstverständlich den Platz an der Seite seines besten Freundes ein, manchmal hinter ihm. Die Absichten und Motivationen anderer zu erkennen ist nützlich, für ihn und für Nero. Der für ihn längst zur Familie geworden ist. Der jeden Charakterzug von Ark kennt und vor dem er kein einziges Geheimnis hat.
Nero, der weiß, dass Ark manchmal doch einfach nur ein zu groß geratenes Kind ist. Der nicht zulässt, dass der Ernst des Lebens jede Stunde des Tages erfüllt und der nicht zulassen will, dass seinem besten Freund dies passiert. Die Zeiten mögen hart und manchmal grausam sein, genauso wie sie es manchmal sein müssen. Doch das ist nicht alles, was Ark ausmacht. Es gibt immer die zwei Seiten eines Menschen und Ark ist den meisten als Krieger bekannt, der ernst dreinblickt und andere wissen lässt, dass er ihre Motivationen und Absichten erkennen kann. Und dann ist da der andere Ark, der bis heute seiner Liebe zur Handarbeit treu geblieben ist. Schnitzereien, Stricken, Häkeln. Absolut unmännlich würde manch einer behaupten, doch wenn Ark immer auf das hören würde, was andere meinen, wäre er gewiss nicht der Mann, der er heute ist.
Einer, der sich keine Frage darüber stellt, ob er geworden ist, wer er einmal hatte sein wollen. Denn er wurde wer er ist.
Ein Sohn, ein großer Bruder, ein Onkel und ein bester Freund. Gleich wie hart die Zeiten sein mögen, Ark ist glücklich mit seinem Leben. Glücklich zu sein bedeutete aber eben nicht, dass man zu jeder Sekunde des Tages mit einem breiten Grinsen durch die Gegend läuft (auch wenn er dies durchaus könnte). Denn auch für ihn gibt es Dinge, die er vermisst, die er sich wünscht, auch wenn er weiß, dass sie vielleicht doch sehr unrealistisch sind. Eine eigene Familie wäre einer dieser Wünsche. Doch es ergab sich nie.
Dabei hat Ark ein großes Herz für Kinder, ist ein guter Onkel für seine Nichten und Neffen und die Kinder von Freunden.
Hoffnungslosigkeit oder Trauer über nicht erreichte Wünsche sind einfach nicht sein Ding und er will sich nicht davon runterziehen lassen. Bei so viel Glück im Leben sollte er keine Trauer über die Dinge verspüren, die er nicht bekommen hat. Er verspürt viel lieber Freude und Dankbarkeit für alles, was er erreicht und erhalten hat. Das Leben zu umarmen und die positiven Dinge des Lebens zu sehen, das ist sein Motto und sein Mantra. Wobei er sich gewiss nicht in Naivität oder in Kopflosigkeit verliert. Sein Blick auf die Welt ist realistisch und ungetrübt.

6 Ingameposts | 24.06.2025, 18:20
Militär Poromiel
gespielt von Jella
27 Jahre
Fliegerin
Mein Blick gleitet über die Akte zwischen uns. Akte 349 steht oben, in klaren dicken Lettern darunter mein Name. Rowena Averan. Niemand hat notiert, dass man mich im engeren Kreis nur Wren nennt oder wer meine Familie eigentlich ist. Es gibt nur die Benennung der Akte und meinen Namen. Ich hebe den Blick von dem Umschlag zum Gesicht mir gegenüber. Ich weiß nicht, was alles in der Akte steht, aber ich bin mir sicher ich werde zumindest Teile heute herausfinden. Also lächle ich freundlich, bin froh, dass ich meine langen Haare heute morgen zurückgebunden habe und meine Uniform frisch gebügelt ist. Professionell, aber nicht einschüchternd ist der Eindruck den ich machen will. Ich will ernstgenommen werden, auch wenn ich weiß, dass ich auf den ersten Blick nicht aussehe, als wäre ich zur Fliegerin geboren. Ich bin schmal, zierlich, trotz mittlerweile jahrelangem Training nicht wirklich muskulös. Ich strecke meine Schultern durch und warte. Warte darauf, dass man mich zu irgendetwas befragt, aber man bietet mir nur Kaffee an. Ich nehme das warme Getränk an, auch wenn es wohl kaum etwas gegen meine Anspannung tun wird. „Leutnant Averan, wir wollen heute über ihre Stationierung sprechen“, beginnt die Frau mir gegenüber mit einem Lächeln. Meine Stationierung. „Wir wissen, dass Sie eigentlich einen anderen Wunsch eingereicht hatten.“ Es stimmt, dass ich eigentlich gerne an die Grenze zu den Ödlanden gegangen wäre. Ich bin schließlich Fliegerin geworden, um unser Land zu beschützen und so schwierig unser Verhältnis zu Navarre auch ist, empfinde ich die Veneni derzeit als größere Bedrohung. „Wie ist es Ihnen seit Ihrem Abschluss ergangen?“ Ich blinzle. Ich habe nicht um dieses Gespräch gebeten, also kann es nur ein Versuch sein, Mitarbeiterinnenführung zu betreiben. „Ich gehe dorthin, wo ich gebraucht werde.“ Professionell und respektvoll. „Und in meiner Schwadron und auf dem Schiff ist meine Gabe recht nützlich.“ Ich bin nicht mehr ganz so frisch. Ich bin 27 Jahre und weiß langsam deutlicher, was ich will. Beispielsweise meinen Kameradinnen und Kameraden eine echte Hilfe zu sein. Sie haben mich nie anders behandelt. Wir wissen alle, dass sie es könnten.

„Und Ihre Eltern?“ Ich schweige, aber spüre wie die Anspannung unweigerlich in meine Kiefer zieht. „Die sind weiterhin in Draithus, dementsprechend muss ich für Besuche nicht allzu viele Urlaubstage opfern.“ Ahne, dass das nicht das ist, was sie wissen wollte. Es ist kein Geheimnis, dass die Averans bisher keine Fliegerinnen und Flieger hervorgebracht haben. Zumindest keine, deren Namen man behalten hat. Meine Familie ist bekannt für ihren Großgrund vor Draithus und in ganz Krovla. Einflussreiche Händler nennen sie uns, aber ich könnte auch einfach sagen, ich gehöre nicht mehr dazu. Mein Nachname erscheint mir seit geraumer Zeit nicht besonders hilfreich für die Wege, die ich gehen möchte. Wege, die sich nicht so leicht gehen lassen, wenn der eigene Nachname in die wichtigen Handelsabkommen mit Navarre verwickelt ist. Wenn der Einfluss bis in die Politik reicht und schlussendlich wohl auch dafür gesorgt hat, dass ich auf dem Schiff gelandet bin, anstatt an der anderen Grenze. „Sehr hilfreich, die Familie so nah zu haben.“ Ich verstehe nicht wirklich, was das zur Sache tut, aber ich nicke lediglich. Hilfreich, aber auch erdrückend. Ich liebe meine Eltern, aber wär‘ ihrem Geschäft gern schon vollends entwachsen. Ich würde ihren Einfluss gern ablegen, auch wenn ich weiß, dass er ein Privileg ist. Bin trotzdem zu oft Averan und nicht Wren. In meiner Schwadron ist’s anders. Da sehen mich die Meisten einfach nur als Soldatin. „Ich bin gerne auf See.“ Mein Versuch das Thema wieder umzulenken. Auf das Wasser, welches mich fasziniert. Auf die Weiten, die mich anderes vergessen lassen. „Und ich lerne auch die Grenzen der Telepathie auszutesten.“ Bis nach Draithus reicht man Radius lange nicht, wenn wir weit rausgefahren sind. Aber auf andere Schiffe. Oder an die Küste, wenn wir uns nähern. Es ist praktisch, auch wenn es sich an manchen Tagen noch immer seltsam anfühlt, telepathische Verbindungen mit anderen aufzubauen. Mein Gegenüber schlägt die Akte auf und notiert etwas. Ich lächle wieder, als sich der Blick zurück zu mir hebt.
10 Ingameposts | 02.06.2025, 18:39
Militär Poromiel
gespielt von Miri
20 Jahre
Reiter
Du stehst Oben vorm Viadukt und das erste woran du denkst, ist: keiner meiner Brüder hier, der irgendwas nach mir wirft, womit es ganz anders als auf dem Holzbalken Zuhause ist. Und dann: ganz schön windig hier. Nicht deine Schwester, Huckepack, die tut als wäre sie ein Rucksack. Nichts, nichts wie Zuhause, bevor sowieso alles für immer ganz anders ist. Hinter dir schreit jemand, fällt, du schaust nicht zurück. Kein Wind, kein Schrei, kein schneller Herzschlag (deiner und der von anderen) kann dich aus dem Gleichgewicht bringen.

Tief durchatmen, dann weiter.
Du bist ganz bei dir, immer. Der Einzige, der’s ist. Zwischen all denen, die man mit dem Namen Luned verbindet, ist’s dein Gesicht, das dabei nie auftaucht. Im Nachhinein bist du fast dankbar, dass schweißgebadete Albträume in denen Lehrer sagen: Oh Malek, noch einer, alle nicht in Erfüllung gegangen sind. Trotzdem, die Messlatte liegt höher. Die, die andere für dich legen und noch mehr die, die du dir selber aufbürdest. Bist aufgewachsen in dem großen Haus in dem die Zimmer mit dem Älterwerden immer leerer werden. Wo statt Menschen erst Reiter und dann Geschichten entstehen. Dein Bruder dies, dein Vater das und deine Schwester erst —. Das ist alles da, Zuhause und auf deinen Schultern. Neben dem Gepäck nimmst du die Erwartungen gleich mit auf’s Viadukt.

Tief durchatmen.
Füße, die barfuß über den Fenstersims baumeln, wenn du träumst. Von der Person, die du bist, wenn. Der Person, die du wirst, wenn —

Und dann bist du Reiter, fast. So gut wie, sehr dicht dran. Und das wenn, das sollte jetzt eigentlich beantwortet sein. Zumindest hast du gedacht, dass du auf der Trainingsmatte und den Fluren Antworten findest, mehr als Zuhause. Du verlierst die naive Hoffnung auf Antworten als Erstes, traust dich später nichtmal auszusprechen, dass du gedacht hast es wäre so einfach. Über das Viadukt und dann — Zack: Erkenntnis. Ich bin alles und vielleicht auch ein bisschen nichts. Stattdessen bist du immer noch eine Menge vielleicht und ein großes Fragezeichen. Statt irgendetwas zu finden, musst du erst einmal eine Menge aufgeben.



Die Antworten auf Fragen. Die langen Haare als dir der Stolz auf der Matte im Weg steht. Alles ab, nachdem der Griff deines Gegenübers dir Überlegenheit und vor allem den sicheren Stand auf der Matte kostet. Das Gesicht im Spiegel jeden Tag ein bisschen fremder als vorher. Und wenn du nur ein bisschen genauer hinsehen würdest, würdest du merken wie du endlich in dich hinein wächst.

Fragst dich mehr als einmal was die anderen bei all dem sehen. Harte Schale, harter — Würdest gerne sagen, dass da nicht der Stolz, die Arroganz im Weg ist. Nur du selber, der sich’s schwer macht Verbindungen aufzubauen, selbst wenn’s genau das ist, was du willst. Mehr gemeinsame Erinnerungen, mehr Gesichter, die nur deinetwegen in deinem Leben sind, mehr — von allem, was auch immer das (noch) bedeuten mag.
44 Ingameposts | 23.03.2025, 12:12
Basgiath War College
gespielt von Katja
47 Jahre
Reiter
Ob es das Alter oder die Erfahrung ist, oder ob man den Glauben daran verloren hat, dass Licht einen noch erreicht. Hunter schert sich nicht mehr groß darum, was Menschen von ihm halten, oder denken. Wenn man von sich selbst im Grunde nur Schlechtes erwartet, dann kann man auch getrost darauf scheißen – pardon – was andere glauben zu wissen. Das Auftreten des Mannes wird häufig von einer gewissen Bitterkeit und Härte geprägt. Freundlichkeit sucht man grundsätzlich erst einmal lange bei ihm und seine Art ist – nett beschrieben – eher als barsch und direkt zu beschreiben. Höflichkeit betrachtet er als reine Zeitverschwendung und setzt stattdessen nachdrücklich auf schonungslose Ehrlichkeit. Dabei nimmt er selten ein Blatt vor den Mund und seine Ausdrucksweise ist häufig alles andere als Jugendfrei. Über sich selbst macht der Reiter sich keine großen Illusionen. Er teilt die Welt vor allem in Schwarz und Weiß ein, wobei er Weiß nur einen kleinen Raum gibt. Dunkelheit sieht er als vorherrschend an, um ihn herum, in ihm selbst. Seine eigene Dunkelheit, hat er angenommen und sieht in sich selbst keinen guten Menschen. Aber vielleicht ist er ein schlechter Mensch, der versucht auf der richtigen Seite zu stehen. Einer der bereit ist Grenzen zu überschreiten und vielleicht so Dinge erreichen kann, an denen andere scheitern, weil sie diese Grenzen nicht bereit sind zu durchbrechen, weil sie Angst davor haben, was es sie selbst kosten könnte. Hunter kennt diese Angst nicht, weil er glaubt, dass nicht mehr viel in ihm verloren gehen kann. Er ist bereit den Preis zu zahlen, wenn es Jene beschützt, die ihm noch etwas bedeuten, denen er Loyalität entgegenbringt. Dabei kann er schonungslos sein und ein erneutes Versagen, will und kann er sich nicht gestatten. Zu schwer wiegt die Schuld, die auf seinen Schultern liegt, als Vater versagt zu haben und die Hinrichtung seiner Tochter nicht verhindert haben zu können. Dieses Ereignis hat einen Großteil seines heutigen Charakters geprägt. Die Hilflosigkeit, die immer noch in seinen Eingeweiden wühlt, hat sich seit dem nie ganz vertreiben lassen und sich nur von dieser gewissen Wut in Griff halten lässt, die er immer mit sich rumzutragen scheint. Vorher schon. Seit dem noch mehr. Vertraut und ein willkommenes Ventil. Hunter scheint immer ein wenig angespannt zu sein und nicht selten kommt es vor, dass er die Kontrolle verliert. Ein Stück Erleichterung und für einen Moment eine Hilfe, um den Schmerz im Inneren zu vergessen. Zu den meisten pflegt er ein eher distanziertes Verhältnis und hinter diese Mauern zu kommen – ist erst einmal nicht leicht. Er ist verschlossen und abweisend. Es fällt ihm schwer, andere an sich ran zu lassen. Er weiß, dass er eher verbittert ist und nicht mehr viel Gutes sieht. Er weiß, dass er sich verändert hat, weniger lacht als früher und allem etwas Schweres anzuhaften scheint. Über sich selbst würde Hunter nicht viele positiven Eigenschaften aufzuzählen wissen. Dabei sind sie durchaus vorhanden. Ohne zu Zögern, würde er für andere sein Leben geben, vielleicht weil ihm sein eigenes nicht mehr so viel bedeutet. Denen, die ihm etwas bedeutet – die Wenigen Freunde, sein Sohn, der Rest Familie – bringt er unerschütterliche Loyalität entgegen und würde für sie immer Alles stehen und liegen lassen. Mit seiner stillen Art ist er ein guter Zuhörer und seine Ratschläge sind nicht immer schlecht, manchmal etwas derb geäußert.
33 Ingameposts | 03.03.2025, 17:57
Militär Navarre
gespielt von alice
23 Jahre
Reiter
Vaelor (Vaelor, [ˈvaːlɔr], abgl. valor, n.)
bed. Tapferkeit, Heldenmut oder auch Mut, Beherztheit, Kampfesmut
Name einer einst höchst angesehenen Militärfamilie, die über mehrere Jahrhunderte hinweg hohe Rän —

Ganz ehrlich? Scheiß drauf.
Du weißt, was dein Name bedeutet. Du kennst deine Geschichte. Du weißt, dass dein Urgroßvater viel zu früh gefallen ist und dass weder Name noch Rang noch Siegelkraft noch irgendwas den Sturz abgefedert hat. Der Fluch (schon klar, es ist nicht wirklich ein Fluch, aber’s wirkt wie einer), der seitdem auf deiner Familie liegt, hat in dir seinen Endgegner gefunden. So sagt und will es zumindest dein Vater und so ist es auch.

Du bist der geborene Anführer, du ordnest dich unter (solange du musst), strebst gleichzeitig nach oben; immer noch ein bisschen mehr, ein bisschen weiter, bisschen schneller, bisschen besser, ein bisschen härter (vor allem deine Schläge, vor allem deine Schwerthand, vor allem du). Du denkst voraus, kannst gut zusammenhalten und hast diese Präsenz, die es braucht: man hört dir zu. Bist scharfsinnig, hast deutliche (nicht komplett utopische) Ziele vor Augen, kannst dich gut ausdrücken und Verantwortung übernehmen, für dich und für andere, du führst mit harter, klarer Hand und scheust nicht vor Entscheidungen, auch wenn die manchmal hässlich sind (und du, du bist das auch (im übertragenen Sinn!)).
Du weißt, wo dein Platz ist und du weißt, wo dein Platz in Zukunft sein soll; deine Siegelkraft ist dein direktes 5*-Ticket an die Front (yes!) — und du lässt dir die Butter sprichwörtlich nicht vom Brot nehmen, real kann sie wer anders haben; Butter schmeckt dir nicht.

Wo wir beim Thema wären: vieles schmeckt dir nicht und damit mein ich nicht nur das Essen auf dem Tisch.
Deine Familie hat ‘ne klare Haltung zum Königreich, zur Rebellion — du auch. Als hättest du da selbst etwas verloren, als wärst du dabei gewesen. Schwachsinn — oder irgendwie auch nicht Schwachsinn, weil Narga, das Biest das dein Drache ist, sehr wohl dort war und weil sie dort sehr viel verloren hat und, oh (oder eher: oh, oh!) es passt verdammt viel Hass und Rachewunsch in diese 8,15 Meter große, blutrote Schuppengewalt. Zusammen seid ihr ein Paar, dem man auf Fluren oder Flugfeldern lieber aus dem Weg geht (wenn man nicht zu deinem Schwarm gehört); dir zumindest dann, wenn du ‘nen schlechten Tag hast und Narga, naja, Narga hat nie gute Tage.

Wobei man schon sagen muss, seit du in Führungsposition bist, hältst du dich etwas zurück.
Nicht, dass du Konfrontationen scheust, im Gegenteil, aber du rempelst vielleicht nur noch jeden dritten Rookie, der dumm im Weg steht, im Vorbeigehen an, statt jeden einzelnen doppelt und du achtest (schon lange) darauf, dass man dir deine Haltung im Bezug auf Gezeichnete (und die meisten anderen) nicht an der Nasenspitze abliest. Zahlt sich aus, immerhin sitzt du in "deinem" Geschwader ausgerechnet direkt unter einem von denen. Am Ende aber: kein Problem. Du magst die wenigsten hier genug als dass es auffallen würde, wen du am meisten scheiße findest.
Dennoch: Arschloch hat man dir schon seit deiner dritten Herausforderung und deinem Counter, der auf 2 gestiegen ist, nicht mehr offen hinterhergerufen — oder, naja, zumindest nicht ohne blutige Nase.

Oh und dann wär da noch dieser unfassbar immense Druck (der manchmal ein Ventil braucht), fast vergessen.
Du sollst ja deine Familie nach jahrelanger Talfahrt wieder auf’s alte Treppchen bringen. Die Vaelor-Krone hast du schon poliert als du manifestiert hast, bist das beste, was deiner Familie (und deinem Vater) hätte passieren können, lebst jetzt seine Träume und deine eigenen, die fallen hinten runter, die hat’s eh nie gegeben.

Ob du manchmal einsam bist?!
Niemals. Du hast ja deine Staffel und deinen überaus netten (nicht) und sozialverträglichen (doppelt nicht) Drachen. Und Freunde. Wenige. Aber das reicht.

(Und jeder Tag fühlt sich so an, wie Biss für Biss das eigene Herz zu fressen.)
9 Ingameposts | 29.06.2025, 15:39
Basgiath War College
gespielt von alice
41 Jahre
Reiter
Du bist da.
Egal, ob’s ein guter Rat mitten in der Nacht ist, eine helfende Hand (einerlei wobei), 'ne Schulter zum anlehnen oder zum dran ausweinen, ein aufmunterndes Lächeln, ein schlechter oder wahlweise ein wirklich guter Scherz, gemeinsam irgendwas kaputt machen (nicht, weil du das brauchst, aber weil du genau weißt, dass das anderen manchmal hilft), schweigen, aber trotzdem zusammen weil alleine sein grade schwer ist, ein Besuch in der Spelunke, auf deine Kosten, kein Problem. Ein aufmunternder Blick, manchmal nur ein Zwinkern.
Du bist das Stück Heimat, das verloren geht, wenn man im Krieg an der Front steht und trotzdem, du versuchst genau das für die um dich herum zu sein. Gibst dir Mühe, jeden, der neu an deinen Stützpunkt kommt, zu empfangen und den Einstieg, Umstieg, Umzug so leicht und entspannt wie möglich zu machen. Bist guter Freund und Ansprechpartner, immer ein offenes Ohr, Fels in der Brandung, auf dich ist Verlass, weil du willst, dass es das ist und weil du weißt, wie unsicher und unbeständig euer Leben eh schon ist (und wie schnell’s vorbei sein kann).
Merkst dir kleine Dinge und Details, die Lieblingsblumen deiner Staffelkameradin (für eine kleine Vase vor ihrem Zimmer in der Kaserne) und die Leibspeise des Leutnants, der noch so verdammt jung ist aber nicht im Traum daran denkt, zu zeigen, dass er Angst vor langen Nächten an der Grenze hat — manchmal hilft Kartoffelbrei.

Dein Lachen ist viel wärmer als Sonnenschein und du lachst gerne, du lachst viel. Wenn man dich nicht kennt, dann denkt man nicht im Traum daran, dass unter sieben Schichten Herzlichkeit und Wärme ein tiefer, schwarzer Abgrund klafft, aus dem du selbst nur schwer wieder nach oben gekommen bist (aber du bist es); bist Kämpfer, nur meistens mehr für alle anderen. Willst die Menschen in deiner Nähe glücklich sehen. Dass du dich deinem eigenen Glück dabei selber in den Weg stellst, das ist dir bewusst. Aber egal. Du lächelst das weg — egal.
Schleifst lieber scharfe Kanten anderer rund(er), lieber noch eine schlaflose Nacht, nicht für dich oder wegen dir, sondern weil jemand anderes dich braucht — alles, bloß um dich nicht damit auseinander zu setzen, dass das Herz in deiner Brust seit kurzem manchmal stärker schlägt.
17 Ingameposts | 14.04.2025, 13:42
Militär Navarre
gespielt von Emma
28 Jahre
Reiterin
Ursprünglich hätte Aoifes Leben anders verlaufen sollen. Geplant war gewiss nicht, dass sie als Reiterin eines braunen Drachenweibchens bei einem von Navarres Außenposten in Chakir in den Bergen landen würde. Ändert nichts daran, dass eben das gerade ihre Realität ist: vor einigen Wochen wurde Aoife von Lewellen nach Chakir versetzt, um dort ihre Siegelkraft - Gegenmagie - weiter zu trainieren. Ihre Freunde in Lewellen zu verlassen, fiel Aoife schwer und sie vermisst sie, die ihr über die Jahre zu einer neuen - zweiten - Familie geworden sind, sehr. Umso schmerzlicher ist die Trennung, nachdem sie zu ihrer eigentlichen Herkunftsfamilie, den Caeloras, einer Familie aus dem Landadel Morraines, seit Antritt ihres Wehrdienstes keinen Kontakt mehr hat. In Adelskreisen mag die Familie Caelora kaum über die Region der Provinz Morraine hinaus relevant sein; bekannt mag der Name in anderem Kontext allerdings durchaus sein, da die Familie seit Generationen eine Whisky-Brennerei betreibt und auch über die Grenzen Morraines exportiert. Dass Aoife außerdem mütterlicherseits mit der Familie Trevalion verwandt ist, ist etwas, worüber sie zumindest seit ihrem Abschluss im BWC nicht mehr allzu oft spricht; wo die Beziehung zu den Caeloras vor acht Jahren sehr frostig geworden ist, kann man sie im Vergleich zu Aoifes Beziehung zu einigen Vertretern der Trevalionseite der Familie noch als herzlich bezeichnen. Zumindest ist sie sich fast sicher, dass die Caeloras sie nicht tot sehen wollen - bei so manchem Trevalion-Cousin ist sie sich da nicht so sicher.

Dass Aoife Reiterin geworden ist, war also reihum eine Enttäuschung. Auch nichts, was sie für sich selbst gesehen hätte und was sie schnell bereut hat, noch ehe sie damals das Viadukt vollständig überquert hatte. Überlebt - zu aller Überraschung (auch ihrer) hat sie die drei Jahre im BWC dennoch und wurde sogar von einem Drachenweibchen als Reiterin ausgewählt. Dass Aoife zwanzig Jahre auf ein völlig anderes Leben vorbereitet wurde und aus gutem Hause kommt, merkt man ihr noch heute sehr stark an. Dass sie nur mit Mühe und Not den Ansprüchen entsprechen kann, die man gemeinhin an eine Reiterin stellen würde, ist ebenso kein Geheimnis. Letztlich sind es aber die Drachen, die entscheiden und Anchu scheint Aoife noch nicht überdrüssig geworden.
22 Ingameposts | 26.05.2025, 12:22
Militär Navarre
gespielt von Jani
50 Jahre
Reiter
Er hatte sein Leben für die längste Zeit in Schwarz und Weiß geführt: die Welt in strengen Gegensätzen betrachtet. Gut oder schlecht, richtig oder falsch, hell oder dunkel. Eine festgelegte Bewertung, ein klares Urteil – es hatte für Sicherheit gesorgt, hatte seine Zweifel minimiert und gewissermaßen seine Taten entschuldigt. Doch etwas hatte sich in ihm verändert: die Jahre seiner Gefangenschaft haben dazu geführt, dass er sich in den Grautönen des Lebens wiedergefunden hatte. In dem jede Entscheidung einen Schatten warf, wo die Gegensätze ineinanderflossen. Cain musste einsehen, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor – brauchte Zeit, zu lernen, was er in den ersten vier Jahrzehnten seines Lebens verpasst hatte. Die Farben und Nuancen wahrzunehmen, über die er früher hinweggesehen hatte. Sicherlich spielte es in das Scheitern seiner Rehabilitation ein: seine ständigen Gedanken, die nach dem Warum fragten. Wie konnte ein einfacher Streit soweit eskalieren, dass er etwas hinter sich gelassen hatte, was er für seine Ewigkeit gehalten hatte? An welchem Punkt hatte er die falsche Entscheidung getroffen, die ihn über Jahre hinweg in Poromiel gefangen gehalten hatte. Cain war sich sicher gewesen – vielleicht zu übermütig, vielleicht von dem Glauben geprägt, dass ihm nichts geschehen würde, weil Zihnal immer an seiner Seite gestanden hatte. Manche behaupten, dass dem auch weiterhin so gewesen war. Dass sein Überleben mit Glück zu tun gehabt hatte. Aber er selbst ist weit davon entfernt, es so zu nennen: seine Hoffnungen sind an dem Ort ebenso gestorben wie seine Fähigkeit, eine aktive Rolle im Krieg einzunehmen. Etwas, worauf er mühsam hingearbeitet hatte, was ihm genommen worden war, weil seine Gedanken ihn zu einer größeren Gefahr machten, als dass sie irgendjemanden von Nutzen waren. Verloren zwischen Albtraum und Realität, unsicher im Hinblick auf seine eigenen Gefühle – und die Absichten aller anderen – hatte er sich zurückgezogen. Hatte eingesehen, dass seine Gesellschaft nicht mehr unterhaltsam oder erheiternd war, sondern geprägt von Sorge und Mitleid. Und beides wollte er nicht zulassen. Wollte sich nicht als jemanden sehen, der repariert werden musste, weil die Spuren der Folter an seinem Körper auch niemals verschwinden würden.

Es hat ihn Geduld gekostet – mehr als er in der Vergangenheit besessen hatte – um einen Weg zu finden, mit seinem neuen Ich zurecht zu kommen. Zu tolerieren, welche Veränderungen von statten gegangen waren, welche Ängste sich in ihm befanden. Früher hätte er sich ihnen vielleicht gestellt, doch heute erträgt er sie im Stillen. Hat nicht die Kraft, an zwei Fronten zeitgleich zu kämpfen: dem Ziel zumindest seinen Körper wieder zur altbekannten Stärke zu verhelfen, wenn sein Geist vielleicht unweigerlich gebrochen war. Es war frustrierend für ihn: wie langsam er Fortschritte gemacht hatte. Wie viel Zeit er benötigt hatte, um einen Punkt zu erreichen, an dem er sich zum ersten Mal besser gefühlt hatte. Neue Perspektiven nicht abgelehnt, sondern sich offen ihnen gegenüber gezeigt hatte. Cain war nie davon ausgegangen, irgendwann einmal zu lehren. Dachte, dass er als Reiter den Tod finden würde, doch Malek hatte kein Erbarmen gezeigt und ihm stattdessen die Erfahrungen mit auf den Weg gegeben, die von Nöten waren, um den Überlebenskurs am Basgiath War College zu führen. Das Geheimnis, wie man tatsächlich an einem Ort überstand, an dem man dachte, zu sterben: einen Anker, mit dem man seinen Willen verband. In seinem Fall waren es die Vorstellung an seine Tochter – die Illusion, sich irgendwann für seine Fehler entschuldigen zu können. Sie hatten ihn durch die schwersten Stunden getragen. Hatten dafür gesorgt, dass er mehr ertrug, als er für möglich gehalten hatte. Aber sie änderten nicht, dass er inzwischen – weit weg der Finsternis, die ihn doch nicht gänzlich loszulassen schien – realisierte, dass es egoistisch von ihm wäre, sie zu suchen. Sie ausfindig zu machen. Und vielleicht ist es die größte seiner Wandlungen: dass er seinem Drang nicht nachgibt, sich selbst nicht über sie stellt und sich darauf besinnt, dass er nicht gut genug für sie ist.
19 Ingameposts | 09.02.2025, 14:38
Militär Navarre
gespielt von Miri
28 Jahre
Flieger
„Lächel‘ doch mal.“ Deine Mutter rollt mit den Augen, sagt dir später, dass du dir aus den Worten deiner Großmutter nichts machen sollst und du nickst bloß. Zuckst mit den Schultern. Schon okay.

Du machst dir nichts draus.
Nicht aus diesem dummen Spruch, nicht aus allen die noch folgen. Aus denen, die Abstand halten, weil dein Gesicht genau das ausstrahlt. Macht‘s dir nichts aus voreiligen Schlüssen und dem Abstand, der sich auftut. Ist nicht deine Welt, nicht das, nicht der oberflächliche Small Talk, nicht der ganze Scheiß den‘s normalerweise braucht um herauszufinden, ob man sich sympathisch findet.
Nett.
(Hast du gehört — ich glaube — er soll ja —) Schulterzucken, Schulterzucken.

Schaffst es beim Training ein bisschen mehr zu geben, ein bisschen offener zu sein. Dann wenn das Thema und der Raum festgesetzt sind, die Linien klar verständlich. Alles davon ab, das fällt dir meistens schwerer. Hältst dich dann zurück, lässt andere eher den Raum einnehmen, andere die‘s besser können, laut, lustig, oder weich(er) zu sein.
Zuhören ist leicht — im Vergleich. Kannst gut das offene Ohr geben und musst selber einmal zu oft hören, dass du ein toller Zuhörer bist. Dass es dir schwer fällt im richtigen Moment zu gehen oder reinzugrätschen, da fragt niemand nach (und du wüsstest auch nicht wie du‘s erklären solltest). Verstehen ist das eine, das erklären das andere. Fühlen das eine, das ausdrücken — was ganz anderes. Behältst das meist alles lieber nur für dich.
Du sparst dir die Worte. Oft (Schulterzucken). Wenn du den Mund aufmachst, dann ist es ehrlich, direkt raus, ungefiltert. Damit muss man umgehen können. Mit dir.

Bist die Ruhe selbst.
Der Blick ist meist klar, fokussiert. Wirkt so als würde dir nichts entgehen und als könnte dich nichts wirklich umhauen, nichts überraschen. Bringst 'ne wahnsinnige Ruhe in den Raum rein.

Unbeirrt,
(stur, dickköpfig),
manchmal.

Ist was deine Mutter in den Wahnsinn treibt. Weil‘s ihr schwerfällt das zu verstehen und weil du nicht die Zähne auseinander kriegst um es ihr leichter zu machen. Nicht bis du allein bist, nicht bis es alles als Wut nach oben blubbert und zu stundenlangem Training wird. Zum Schreien im Dunklen raus auf‘s Meer bis der Druck sich weniger anfühlt. Bis sich das Schulterzucken wieder authentisch anfühlt. Es ist nichts. Und es ist wieder das kleine Regengesicht und der dicke Wolkenvorhang und bloß nicht drüber reden.
Schon okay.
26 Ingameposts | 02.06.2025, 16:31
Militär Poromiel
gespielt von alice
23 Jahre
Reiterin
„Du siehst aus wie deine Mutter.“ — ja, das weißt du.
Das hast du schon so oft gehört. Immer, eigentlich. Jedes Mal, wenn deine Oma zu Besuch kommt, immer, wenn’s mal wieder alte Familienfreunde schaffen, nach Wochen, Monaten oder Jahren in Montserrat vorbei zu sehen. Selbst der eine, uralte Heiler in Basgiath hat’s gesagt, als du zum ersten Mal mit einer angeknacksten Rippe und einer aufgeplatzten Lippe bei ihm auf einer Liege sitzt. Dann hat er dir erzählt, dass sie eine seiner Lieblinge war, so eine sanfte Seele und so eine liebevolle und nette Frau und dann sagt dir dieser Mann, der dich eigentlich gar nicht kennt, dass er das auch in dir sieht.
Und er hat Recht.
Du bist deiner Mutter nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten. Es sind nicht bloß ihre Augen, ihre Haare, ihre Wangenknochen, ihr süßes Lächeln, die helle Porzellanhaut und die zierliche Statur. Es ist noch mehr: du hast auch ihre Empathie bekommen und das hohe Maß an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Du hast die gleiche, sanfte Seele und ein ähnliches, zartes Gemüt. Manchmal hängt dein Kopf zwischen Wolken und Sternen fest, aber wenn’s drauf an kommt, bist du da. Immer. Ganz. Wach.

Ja, vielleicht liegt dir Theorie nicht besonders gut. In praktischen Fächern bist du schon während der Schulzeit besser als in Mathe und Geschichte. Du bist kreativ, die kannst backen und kochen und du malst für dein Leben gerne, du bist gern draußen und barfuß und, ja, du bist vielleicht auch eine Träumerin, dann und wann. Du liest gern, findest dich in Buchzeilen wieder — oder gehst darin verloren. Du schreibst gern Briefe. Du magst Sommer lieber als den Winter weil du nicht gerne frierst, du magst Tiere und bist der Meinung, dass sie’s Leben genauso verdient haben wie du selbst. Du bist süß, niedlich, auf den ersten Blick nicht so ein furchteinflößender oder furchtloser Drachenreiter, wie’s die meisten anderen sind. Du bist — anders, ja, vielleicht, aber deswegen nicht schlechter in deiner Arbeit. Dein Drache denkt für dich mit und du vertraust ihm, aber an deiner Siegelkraft hast du von dir aus immer hart und immer viel gearbeitet, tust du auch heute noch, willst noch viel lernen. Oh, und du schießt mit einer Armbrust verdammt zielsicher, auch (oder eher: besonders) auf bewegte Ziele. Liegt vielleicht daran, dass du ein ganz natürliches Gefühl dafür hast, Situationen zu lesen und, ja, nächste kleine Schritte vorherzusehen. Das hilft dir im Kampf, vor allem im Einsatz deiner Gegenmagie.
Aber darüber hinaus?! Würdest du kein Schwarz tragen, dann würde man dich auf den ersten Blick ganz sicher den Heilern zuordnen. So wie deine Mutter.
Da zeigt’s sich: auch, wenn du ihr so ähnlich bist, bist du am Ende doch ganz anders. Du reitest einen Drachen und das sagt doch schon alles, oder!? Und jetzt, an diesem neuen Ort an dem niemand deine Mutter kennt, hast du zum ersten Mal die Chance nur Aella (oder Aelly) zu sein und nicht "die Tochter von" und nicht "du siehst so aus wie sie", nein — hier siehst du nur aus wie du. Ein Blatt Papier auf dem nicht schon ein anderer Name über deinem eigenen steht.

Und das ist neu und aufregend und spannend.
(Oh und manchmal vielleicht ein kleines bisschen beängstigend.)
8 Ingameposts | 23.05.2025, 17:25
Militär Navarre

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